Stuttgart, 2. Juni 2023
Interview mit SwissPropTech zum Wandel in der Baubranche
– Informationsmanagement wird spätestens jetzt unabdingbar!
BIMsystems, führender Anbieter von Lösungen im Bereich Building Information Modeling (BIM), hat sich in einem exklusiven Interview mit SwissPropTech als wegweisender Akteur in der Baubranche präsentiert. Wir haben das Kernproblem des Informationsmanagements im Kontext BIM erkannt und bieten eine herausragende Softwarelösung, die sich von anderen Anbietern abhebt. Mit unserer innovativen Plattform ermöglicht BIMsystems effizientes Informationsmanagement, das den gesamten BIM-Prozess für alle Beteiligten optimiert.
Seit der Gründung vor acht Jahren hat BIMsystems kontinuierlich daran gearbeitet, Herstellerdaten BIM-fähig zu machen und die Zulieferindustrie in den BIM-Prozess zu integrieren. Dabei haben sie wertvolle Erfahrungen gesammelt und erkannt, dass der Return on Investment (ROI) im Bereich BIM oft ausblieb. Aufgrund dieser Erkenntnis haben wir unsere Strategie angepasst und eine wegweisende Lösung im Software-as-a-Service (SaaS)-Modell entwickelt. Diese ermöglicht es Planenden und Herstellenden, neutralen sowie produktspezifischen projektfähigen BIM-Content zu erstellen und gleichzeitig den Fokus auf ihr Kerngeschäft zu behalten.
Was BIMsystems von anderen Anbietern unterscheidet, ist unser ganzheitlicher Ansatz. Wir bieten nicht hochdetaillierte BIM-Objekte mit einem starken Marketing-Fokus, sondern stellen projektrelevante Informationen zu den Herstellerprodukten bereit, die den Planungsprozess unterstützen. Durch diese Kombination ermöglicht BIMsystems Unternehmen, praxistaugliche BIM-Content-Management-Dienstleistungen eigenständig durchzuführen und ihre Effizienz zu steigern.
Eine der größten Herausforderungen in der Baubranche besteht darin, das Informationsmanagement zwischen Herstellenden, Planenden und Ausführenden effektiv zu gestalten. BIMsystems hat dieses Problem erkannt und speziell auf die Bedürfnisse von Generalunternehmen, Planungsbüros, Bauherren, Bauträgern und Projektentwicklern zugeschnittene SaaS-Produkte entwickelt. Diese ermöglichen es Unternehmen, BIM-fähig zu werden und Nachhaltigkeitssimulationen, Kostenschätzungen und andere wichtige Aspekte nahtlos in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren. Durch die Zusammenarbeit mit Praxispartnern verfügt BIMsystems über eine umfassende Datenbasis im BIM-Bereich, die Unternehmen von der Komplexität durch Normen, Standards und technischen Schnittstellen entlastet.
Gregor Müller, CEO von BIMsystems, erläutert im Interview die Gründe, warum sich BIM noch nicht vollständig durchgesetzt hat. Oft fühlen sich Unternehmen überfordert und haben Schwierigkeiten, die richtigen Daten für ihre spezifischen Anforderungen und Anwendungsfälle zu identifizieren. Zudem wurde BIM häufig als reines Marketinginstrument von Herstellern betrachtet, was für Planer eher belastend als hilfreich war. Dennoch steigt die Nachfrage nach BIM kontinuierlich an, da Nachhaltigkeit und Effizienz immer wichtiger werden. In diesem Kontext ist es entscheidend, dass Unternehmen auf Lösungen wie die von BIMsystems zurückgreifen, um ihre Ziele zu erreichen und erfolgreich zu sein.
BIMsystems hat es sich zum Ziel gesetzt, die Baubranche zu revolutionieren und das Informationsmanagement zu vereinfachen. Durch ihr wegweisendes BIM-System ermöglichen sie Unternehmen, sich nicht länger mit komplexen normativen und technischen Fragen auseinandersetzen zu müssen, sondern sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Indem sie die Komplexität von Normen und Standards reduzieren und gleichzeitig die Projekt- und Gebäudeeffizienz steigern, ermöglicht BIMsystems der Baubranche nachhaltige und skalierbare Projekte zu realisieren.
Lars Sommerer
Lieber Gregor, herzlich willkommen zu diesem Interview! Mein Name ist Lars Sommerer von SwissPropTech. Gregor Müller ist hier von BIMsystems, einem langjährigen Member von uns und Experte in BIM, Gebäudeplanung und der Zukunft unserer Branche. Er hat sich bereit erklärt, mir heute ein paar dringende Fragen zu beantworten. Gregor, herzlich willkommen!
Gregor Müller
Ich freue mich, Lars! Danke, dass ich da sein darf und bin gespannt, wie ich heute tiefere Einblicke geben darf, was wir als BIMsystems machen.
Lars Sommerer
Das Thema Verdichtung und Nachhaltigkeit ist in der Schweiz aktuell sehr brisant und wird in allen Medien diskutiert. Ihr steigt voll in diese Ebene ein: das Thema Wohnungsnot, Visualisierungen von Potenzial und dergleichen. Jetzt erzähl mir: Was ist das Kernproblem, das ihr löst? Was kann ich mit eurer Software machen? Wie hebt sie sich ab gegenüber anderen Providern?
Gregor Müller
Um dir Einblicke zu geben, muss ich in der Historie ansetzen. Wir haben uns vor knapp acht Jahren gegründet und damals angefangen, Produktdaten von Herstellern BIM-fähig zu machen. Wir haben uns gefragt, wie schafft man es, die Zulieferindustrie in diesen BIM-Prozess zu integrieren, indem sie ihre Produktinformationen bereitstellen. Damals war das ganze Thema noch sehr, sehr stark auf Marketing und Vertrieb ausgerichtet. Um digitale Objekte anzubieten und den Umsatz zu steigern.
Die große Problematik ist, die sich daraus ergeben hat, dass der Return on Investment für dieses Thema ausgeblieben ist. Wir selbst haben durch die Dienstleistung gelernt, wie man dieses ROI-Thema in einem Software-as-a-Service (SaaS) Modell angeht. Denn diese Bereitstellung von fortlaufenden Dienstleistungen ist eine Never Ending Story für die Hersteller. Es kommen neue Produkte dazu, es ändern sich neue Nachhaltigkeitsmerkmale, es ändern sich die Kosten-Daten etc.
Die Produktdaten leben und die bedingt immer wieder neuen Dienstleistungen. Das ist der Grund, warum wir eine Software as a Service Produkt anbieten bzw. entwickelt haben. So können Hersteller zu skalierbaren monatlichen Kosten auch in der Zukunft das Management selbst fortführen. Als wir unser Produkt eingeführt haben, hat sich nicht der Track Record ergeben, den wir geplant hatten. Und warum hat er sich nicht ergeben? Wir erkennen die Situation, dass die Implementierung von BIM in den Planungsbüros im DACH-Markt ebenfalls eine extreme Herausforderung ist.
Lars Sommerer
Aber der Branche geht sehr gut.
Gregor Müller
Ja, der Branche ging es gut! Wenn ich mir vor allem den DACH-Markt anschaue, dann sind die Probleme natürlich andersgeartet. Themen bekommen eine viel höhere Relevanz wie: Wie kann ich frühzeitig Nachhaltigkeit Simulation machen? Wie kann ich früher planbare Kosten erzeugen? Wie kann ich Informationen bekommen, um skalierungsfähig Gebäude zu bauen und die Anzahl an Wohnraum zu erhöhen. Dabei ist egal, ob das der deutsche, der österreichische oder schweizerische Markt ist.
Alle haben die gleiche Problematik. Jetzt müssen wir schauen, dass dieses Thema Informationsmanagement mehr Fahrt aufnimmt. Und nicht, weil wir es schön und sexy finden, dass BIM Planungen Sinne von detaillierten Geometrien nachgebildet sind. Vielmehr geht es darum, die richtige Information zur richtigen Zeit in der richtigen Qualität im richtigen System bei der richtigen Person anzubieten.
Das ist der Grund, weshalb wir vor 24 Monaten angefangen haben, gezielt SaaS-Produkte für Generalunternehmen, Planungsbüros, Bauherren, Bauträger, Projektentwickler aufzubauen. Das heißt, wir haben Möglichkeiten geschaffen, wie wir auf Knopfdruck Unternehmen BIM-fähig machen. Zum Beispiel stellen wir ihnen Vorlagen und Templates bereit, wie sie Nachhaltigkeit, Simulationen etc. für ihre konzeptionelle Arbeit erfassen und integrieren können. Wir zeigen, welche Informationen sie sie für welche Anforderungsfälle benötigen. Diese Datenbasis für BIM haben wir mit großen Partnern aus der Praxis entwickelt.
Wir sehen in der Problematik das große Ganze: Es beschäftigen sich alle mit dem Gleichen! Alle beschäftigen sich mit der gleichen Fragestellung: Welche Daten brauche ich, um diverse Anwendungsfälle abzubilden? Aber die Unternehmen haben häufig gar nicht die Zeit, sich mit Normen, Standards, Schnittstellen mit technologischen Dingen zu beschäftigen.
Lars Sommerer
Das ist das Thema Schnittstellen. Solch ein System zu kaufen ist auch bei uns ein Riesenthema, oder? Es gibt in der Schweiz eine Besonderheit: über 2600 Kommunen mit eigenem Baurecht. Die sind ja pro Gemeinde spezifische Informationen, oder? Da ergeben sich noch weitere potenzielle Schnittstellen und ihr macht das für einen großen GU oder großen GEO beispielsweise?
Gregor Müller
Genau. Wir haben entschieden, dass es nicht sein kann, dass so viele Ressourcen verschwendet werden, indem sich alle mit dem Gleichen beschäftigen. Es kochen doch alle nur mit Wasser! Alle haben die gleiche Anforderung – finanziell und ökologisch nachhaltige Gebäude zu bauen. Ich muss mir Gedanken darüber machen: Welche Informationen brauche ich für Nachhaltigkeitssimulation, um skalierbare und kalkulierbare Gebäude zu bauen. Dafür muss ich wissen, welche Daten brauchen für frühzeitige Kostenkalkulation. Und so weiter.
Unser Ziel ist es, ein Setup Unternehmen bereitzustellen, um sich nicht um diese konzeptionellen Dinge kümmern zu müssen. Wir sehen den Fachkräftemangel. Die Leute haben gar nicht die Kapazitäten oder das spezifische Know-how, um das Setup selbst korrekt aufzubauen. Zudem möchte ich nicht meine hoch qualifizierten Mitarbeitenden, die ihre Projekte weiterentwickeln sollen, an intern Administration verlieren.
Lars Sommerer
Es folgt eine hohe Fluktuation. Das willst du genau nicht.
Gregor Müller
Richtig, oder? Wir müssen es schaffen, in der Baubranche die Wertschöpfung zu steigern. Das heißt nicht, ich habe mir 48 Standards angeschaut und erstelle mir mit meinen Leuten eine eigene Datenmodellvorlage für mein Büro oder Unternehmen. Vielmehr verstehe ich den Nutzen des Informationsmanagements und kenne meine Daten!
BIMsystems hat einmal die Konzeption übernommen. Wir haben die Entwicklung übernommen. Wir übernehmen die Pflege. Wir verwalten die Grundlage des Informationsmanagement. Das ist ein kompletter Service. Es bedeutet im Endeffekt zusammengefasst: Wir helfen Unternehmen, die mit Daten ab der Entwurfsplanung arbeiten wollen. Das BIM-System hier einfach der Multiplikator für die Digitalisierung in der Baubranche.
Lars Sommerer
Ich höre schon die Argumente unseren großen Unternehmen, die sagen: „Ja, Gregor, die Preise unserer Immobilien steigen. Das Land wird knapper. Die Nachfrage bleibt hoch oder wird noch höher. Wieso soll ich mich jetzt noch mehr Geld in meine Technologie investieren, wenn ich ja sowieso eine höhere Marge habe?“
Was denkst du denn? Wieso ist BIM noch nicht durchgedrungen? Ist das ein Hauptgrund? Ist es einfach, weil es der Branche zu gut geht? Oder gibt es da Steuerelemente, die blockieren?
Gregor Müller
Für die Aussage „Ich bin noch nicht so weit“ habe ich mehrere Thesen.
Eine These ist, dass Unternehmen völlig überfordert sind, was BIM überhaupt bedeutet. Also genau dieses Thema, welches ich gerade geschildert habe. Für welche Anforderungen, für welche Anwendungsfälle brauche ich welche Daten? Das ist ein konzeptionelles Thema, was man erst mal durchdringen muss. Ist das Problem gelöst, dann gibt es das zweite Thema, dass BIM bisher von Herstellenden als Marketingtool gesehen wurde. Und das wurde für Planende mehr zum Fluch als zum Segen.
Die GUs führen BIM sukzessive ein, weil sie natürlich entsprechenden Mehrwert erfahren. Aber wir bemerken verstärkt momentan, dass in der Nachfrage für BIM eine massive Brandbeschleunigung steckt. Denn BIM und dessen Potenziale sind bei den Auftraggebern angekommen. So muss bspw. künftig im Rahmen von ESG-Kriterien, zum Zeitpunkt der Kreditvergabe etc. schon viel höhere Nachweispflichten nachgekommen werden.
Dafür braucht man die Projektdaten. Wir reden gar nicht mehr darum: BIM – ja oder nein. Wir müssen BIM als Träger von Information sehen! Und diese Informationen sind auch z. B. Nachhaltigkeitsmerkmale.
Klar, ich als Unternehmen muss meine Leute qualifizieren, ich muss sie aufbauen und weiterentwickeln. Und klar, das ist ein initiales Investment. Aber ich beschäftige mich ja heute schon mit der Fragestellung, was passt am besten zu meinen Anforderungen? Heutzutage verschwende ich die Ressourcen, indem wir Fachkräfte das manuell machen.
Auf unserer Webseite findet man einen Return on Investment Rechner. Wir haben es entwickelt, um zu kalkulieren und abzuleiten, wie viel Einsparpotenziale sich durch eine Technologie wie das BIM-System ergeben. So gehen wir beispielsweise von der Amortisation von unter drei Monaten aus für das BIM-Setup und -Planung.
Planende beschäftigen sich manuell mit der Produktsuche: Welche Produkte von Herstellenden passen zu meinen Projektanforderungen? Da wir im BIM-System alles auf einer Plattform kombinieren, kann wertvolle Zeit bei Produktsuche, Datenmanagement etc. eingespart werden. Unternehmen erfahren diese Einsparpotenziale in kürzester Zeit. Und profitieren von Opportunitätskosten, da sich die Fachkräfte mit dem Wesentlichen wie ihre Projekte beschäftigen. Nicht mit der BIM-Administration.
Die Frage ist das kalkulierbare Potenzial: Was kommt kalkulatorisch raus? Was ist realisierbar? Unser Ansatz ist sicherzustellen, dass die Kollegen und Mitarbeiter sich mit den Aufgaben beschäftigen, die wirklich Mehrwert bringen. Nicht stundenlang zu schauen, welches Produkt zu den Projektanforderungen passt und Hersteller Kataloge wälzt.
Lars Sommerer
So stelle ich mir die Digitalisierung vor. Der Mensch wird mit digitaler Technologie befähigt, damit er mehr das tun kann, weswegen er eingestellt wurde. Das ist ja eine schöne Zukunftsvorstellung. Und hinzu kommt natürlich, ich habe das gerade heute wieder gelesen bis 2050 im schweizerischen Hauseigentümer Verband diskutiert wird, dass du die Erlaubnis verlieren könntest, ein Mehrfamilienhaus zur Miete auszuschreiben, weil die ESG-Kriterien nicht erfüllt sind.
Wir spüren den Druck bzw. unsere GUs/TOs sowie Eigentümer. Es kommen immer mehr Anforderungen und deswegen seid ihr jetzt eigentlich genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
Gregor Müller
Definitiv! Wir haben seit der Gründung das Informationsmanagement im Fokus. Als wir damit an den Markt gegangen sind, gingen wir davon aus, dass alles viel, viel schneller voranschreitet. Leider hat uns die Realität eingeholt. Wie eben schon erwähnt, sind die Bedenkenträger am Markt zunehmend verunsicherter und es fehlt der nötige Druck, um korrekt mit BIM-Daten zu arbeiten.
Deswegen haben mehrere 1.000 Projekte ausgelesen. Zudem haben wir uns reale Projekte angeschaut und auf Basis dieser Projekte Datenmodell-Vorlagen entwickelt. Diese bieten wir im BIM-System unterschiedlichsten Unternehmen an, damit sie direkt auf dieses Wissen aufsetzen können, ohne alles selbst entwickeln zu müssen. Wir haben alle die gleichen Anforderungen. Und BIMsystems vereint diese Anforderungen im Datenmodell.
Der Wettbewerb sollte nicht darin entstehen, wie ein Unternehmen ein Gebäude auf Datenebene beschreibt. Vielmehr sollte der Wettbewerb daraus wachsen, wie effizient ein Unternehmen mit den Daten arbeitet. Und unser Anspruch an die Templates aus dem BIM-System ist, dass sie für eine breite Masse an Baubeteiligten Gültigkeit haben und sich schnell amortisieren.
Lars Sommerer
Ich kann also eure Templates auch auf den Schweizer auf die Schweizer Branche übertragen, ohne Probleme?
Gregor Müller
Jein. Wir müssen die Informationen bzw. Merkmale einmal übersetzen. Denn Begrifflichkeiten unterscheiden sich regional. Ein Beispiel, momentan stehen wir mit einem der größten österreichischen Unternehmen im Austausch. In Deutschland ist es die „Treppe“. In Österreich ist die „Stiege“. Grundsätzlich ist ein reines Datenmapping. Ob das unterschiedliche Klassifikationen, Nomenklaturen etc. sind, ist egal. Es muss einmal durch BIMsystems erfasst und gemappt werden. Danach gehört es zum Standard in jedem Datentemplate.
Lars Sommerer
Das mappe ich also nur einmal, oder? Zudem kommt auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz immer mehr zum Tragen, die ich noch hinzuziehen kann. Da muss ich bald nichts mehr machen? Wenn wir zehn Jahre zurückblicken, haben damals die ersten Unternehmen Standards etabliert – teils auch auf Grundlage von neu in Kraft tretenden Gesetzen. Jetzt ändert sich die Baubranche rapide. Was wird viel besser, wenn alle auf BIM setzen?
Gregor Müller
Wir erfassen die Anforderungen und liefern die passenden Informationen für nachhaltige und kalkulierbare Gebäude.
Lars Sommerer
Klingt ganz einfach.
Gregor Müller
Das ist es im Endeffekt! Speziell der Prozess ist in allen Industrien ganz normal: Man definiert Anforderungen. Auf Basis dieser Anforderungen sucht man die idealen Produkte. Vor der Ausschreibung plant man dabei produktneutral, während man danach die neutralen in herstellerspezifische Produkte wandelt – digitale Bemusterung. So kommt man vom As-Planned-Modell zum As-Built-Modell. Zudem ist ein großes Plus, dass planungsbegleitetes Bauen für Projektbeteiligte sehr attraktiv ist.
Genau dieser Prozess verursacht diverse Herausforderungen in der ganzen Branche. Für nachhaltige und kalkulierbare Gebäude haben wir klare Nutzungszwecke, klare Anforderungen und damit die Möglichkeit, die dafür passenden Informationen ebenso klar ins Planungsprojekt zu überführen und alle Baubeteiligten im Kontext einer Wertschöpfungskette zu vernetzen.
Sei es eine bessere Kollaboration zwischen GU und Hersteller oder zwischen den unterschiedlichsten Planungsdisziplinen. Der kollaborative Ansatz im Rahmen der Wertschöpfungskette bedeutet eine gewisse Transparenz, die notwendig ist, um den nächsten Schritt in BIM nach vorne zu kommen.
Lars Sommerer
Kann ich den offenen Daten-Ansatz von der Plattform und dem Gebäudemodell weiterspinnen? Wir reden vom Äußeren und Inneren des Gebäudes. Ich kann mit dem digitalen Zwilling z. B. das Äußere so modellieren, um zu veranschaulichen: „Hey schau, liebe Gemeinde/liebe Nachbarn, ihr könnt das Gebäude erleben und ihr seht, dass wenn wir 10 Meter hoch bauen und dass ihr nicht beeinträchtigt seid.“ Ich werde die Community viel besser moderieren können.
In der Schweiz ist die Bauzeit teil deshalb so lange, da die Baubewilligung allein mehrere Jahre einnehmen kann. Diese Hindernisse könnte viel besser managen, wenn du die Gesellschaft und Nachbarn einbinden kannst, oder? Hier helfen uns Lösungen wie eure ganz massiv.
Gregor Müller
Absolut! Das Thema Visualisierung ist natürlich ein Use Case. Allerdings wird BIM-Planer kein Datenmodell zu Visualisierung nehmen. Visualisierung ist nicht die Kompetenz von BIM. Für BIMsystems steht das „I“ – die Information – im Vordergrund. Visualisierung und Renderings helfen in BIM-Autorensystemen eher bei der Orientierung im Datenmodell. Mit detaillierten Visualisierungen gehen die BIM-Autorensystemen rein technisch aufgrund des Datenvolumens in die Knie.
Wenn wir es aber schaffen, das Gebäude als ein Produkt zu betrachten und dessen Anforderungen gerecht zu sein – im Speziellen skalierungsfähig zu sein – können wir zukunftsfähig werden. Künftig sollten wir z. B. in der Lage sein, Gebäude seriell zu fertigen, um der Wohnungsnot entgegenzustehen.
Essenziell ist daher, wie kann ich unser BIM-System als Ökosystem etablieren, um die Schnittstelle zwischen BIM-Autoren-Software, BIM-Software und sonstigen Softwarelösungen zu schaffen, um einen effizienten Datenfluss der Informationen zu erzielen.
Und das ist der Punkt, warum wir uns ein sehr stark auf die Informationen fokussieren und die Geometrie als eine reine Ableitung – die Visualisierung der Information – betrachten.
Lars Sommerer
Ja, das ist richtig. Ich meine, alle sagen immer „Daten, Daten, Daten, alle erfassten Daten“. Doch niemand weiß genau, was damit zu tun ist. Die Daten müssen aus den Produkt- und Projektinformationen generiert und genutzt werden. Und das so, dass es einfach, aber auch finanziell lukrativ ist. Wie kann das gelingen?
Gregor Müller
Ja, wir kennen die Herausforderung. Unternehmen meinen erkannt zu haben, dass sie Daten erfassen und verarbeiten – und das sie es als wichtig erachten. Das haben wir schon unzählige Male gehört. Aber alle gehen davon aus, dass sie homogene, strukturierte Daten aus Planungsprozesse bekommen. Unternehmen glauben, dass es irgendwann einen einzigen Standard geben wird. Und das ist nicht so. Es wird nicht den einen Standard geben. Schon allein jedes Planungsbüro hat seine eigenen Standards.
In Deutschland hat jede Kommune, jeder Landkreis und jedes Land eigene Vorschriften. Die gesamten Produktzulieferer – die Herstellenden – haben unterschiedlichste Informationen. Daher müssen wir eine Plattform etablieren, die es schafft, die technische Klammer um alle Informationen zu sein.
Das Ziel ist, die unterschiedlichsten Player zusammen zu vernetzen. Und das, obwohl sie unterschiedlichste Informationen haben. Das ist die technologische Herausforderung, der wir mit unserem BIM-System als Lösung antworten. Neben der Entwicklung eines nutzbaren Datenmodells, das die Zulieferindustrie, Planenden, Generalunternehmen, Ausführenden etc. miteinander vernetzt, ist es völlig unrealistisch ist zu glauben, dass dies in nur einen BIM STANDARD umgesetzt wird. Wir sprächen von einem globalen Standard der ganzen Welt.
Lars Sommerer
Das ist superspannend. Das Problem liegt aus Eurer Sicht eher in der Übersetzung der einzelnen Standards? Oder braucht man eine einheitliche Sprache, damit man weiß, dass vom Selben gesprochen wird?
Gregor Müller
Wenn ich mich mit Unternehmern unterhalte, die z. B. das Ziel haben, einen zukunftsfähigen Einkaufsprozess in Bauvorhaben zu etablieren, dann scheitert es oft an rudimentären Gegebenheiten. Es können keine fehlerfreien Stück- und Mengenlisten von Produkten und Materialien aus den Modellen gezogen werden. Der Markt versucht im Moment, Tools und Softwarelösungen um den Planungsprozess herum und für diesen Anwendungsfall zu bauen. Doch eines wird vergessen: Shit in. Shit out. Damit will ich sagen, dass aktuell die Daten nicht so homogenisiert und vereinheitlicht sind in der Basis, um mit den Tools und Softwarelösungen für – in unserem Beispiel Massen- und Mengenermittlung – arbeiten zu können. Erst wenn das Datenproblem gelöst ist, können sich unterschiedlichste Prozesse einfach an dieses Ökosystem anpflanzen.
Lars Sommerer
Ihr seid ein deutsches PropTech und in Deutschland tätig, das jetzt auch seine Fühler in der Schweiz ausgestreckt. Wo siehst du die größten Unterschiede in der Zusammenarbeit im Vergleich zu Deutschland und Österreich? Wo siehst du auch Hemmnisse und Potenziale, um diese Unterschiede auszumerzen?
Gregor Müller
Ich habe bereits erwähnt, dass Bauen regional ist. Damit geht auch einher, dass es nicht so einfach ist, für deutsche Unternehmen in die Schweiz zu gehen und umgekehrt. Man begegnet Regularien, die man zuvor nicht kannte. Das ist der Grund, warum wir und unser Datenmodell für unterschiedlichste Länder entwickeln.
Wir haben einmal ein Datenmodell für Deutschland. Das ist bereits an Österreich ausgerichtet. Wir sind aktuell auf der Suche nach weiteren Partnern, um gemeinsam das Datenmodell für den Schweizer Markt zu erweitern. Denn die Details, wie Regularien, Begrifflichkeiten etc. der jeweiligen Märkte müssen wir berücksichtigen, um das Produkt marktreif zu entwickeln und zu optimieren. Das gelingt am besten mit Insidern aus der Praxis.
Mit der Mitgliedschaft bei SwissPropTech erhoffe ich mir und werbe in diesem Interview dafür, neue strategische Partner zu finden, um den schweizerischen Markt und Datenumgang besser zu verstehen. BIMsystems bietet also die Technologie und die Plattform, das Informationsmanagement skalierungsfähig zu machen. Strategische Partner in den jeweiligen Märkten helfen uns, gemeinsam das Know-how in unsere BIM-Lösung einfließen zu lassen. Denn wir selbst setzen keine BIM-Projekte um. Wir sind nicht direkt Teil der Digitalisierung von Bauvorhaben. Wir digitalisieren Projekte bei GUs nicht, sondern helfen Unternehmen, die Daten skalierungsfähig und in der richtigen Struktur in die Plattform zu immigrieren, damit sie mit den Daten danach weiterarbeiten können.
Lars Sommerer
Also auch hier wieder eine Art digitale Übersetzung von bestehenden Informationen, damit sie besser genutzt werden können.
Gregor Müller
Ich sage es mal ganz salopp: Das meiste genutzte Tool in der Baubranche ist Excel. Es ist unglaublich, wie viele Leute sich Excel-Listen einander zu schicken. In Hinblick auf eine cloudbasierte Datenbank ist mein Appell daher: Startet mit dem Datenmanagement!
So haben wir die Funktionen der Versionierung, der Freigabeprozesse, der zentralen Datenquelle und vieles mehr. So entsteht direkt der erste Mehrwert, da selbst ohne technisches Know-how und aufwende Technologielösungen eine operative Arbeit stattfinden kann, die zeitgleich stets wachsen kann – also skalierungsfähig ist.
Aus diesem Grund vernetzen wir uns Technologie-Partnern und Knowhow-Träger, um den Marktanforderungen an BIM gerecht zu werden.
Lars Sommerer
Wer hat den Schlüssel zum Erfolg in der Hand? Sind es die Eigentümer, die Architekten und Planenden? Wer weiß es denn? Von wem muss der Anstoß kommen?
Gregor Müller
Der Anstoß muss von den Bauherren kommen! Dort liegt der Schlüssel! Denn Sie und die Projektentwickler erfahren an erster Stelle die neuen Branchenanforderungen: Kreditvergaben, ESG, etc. In diesem Bereich bekommt das Thema Arbeiten mit Daten ein neues Gesicht und einen neuen Druck. Deshalb ist es umso wichtiger, die Prozesskette partnerschaftlich mit allen Baubeteiligten durchzugehen.
Was bedeutet das für einen Architekten? Was bedeutet das für ein Fachplaner? Was bedeutet das für die ausführenden Gewerke? Man muss den Gesamtprozess Planen, Bauen, Betreiben und Rückbau in einzelne Prozesse zerlegen. Danach wird definiert, wer braucht welche Informationen wozu. So entsteht am Ende ein Anforderungskatalog des Auftraggebers, des Bauherren bzw. Betreibers, die zu erfüllen sind. Deshalb sehen wir bei BIMsystems den Gesamtprozess für die Ableitung der Anforderungen, dem wir uns annehmen müssen.
Besonders stark in diesem Gesamtprozess wird der Einkauf eine Veränderung spüren. Aus unserer Sicht wird künftig einfach aus dem BIM-Datenmodell heraus bestellt. Aber diese Bestellung bedingt, dass die vorgelagerten Anforderungen und Informationen in die Prozesskette eingebunden werden.
Lars Sommerer
Es steht und fällt mit dem Eigentümer. Erst kürzlich bekam Einblicke durch einen großen GEO aus der Schweiz: Wenn der Eigentümer nicht nachhaltig bauen will, dann wird auch nicht nachhaltig, sondern so günstig wie möglich gebaut. Sprich der finanzielle Druck nimmt neben anderen Herausforderungen einen enormen Stellenwert ein.
Wir spüren es in der Schweiz immer mehr, obwohl wir nicht in der EU sind und damit durch weniger Regularien eingeschränkt sind. Die großen Asset-Manager und Investoren thematisieren immer deutlicher, dass nachhaltig gebaut werden muss, da sonst ggf. sogar künftig nicht mehr vermietet werden darf.
Gregor Müller
Das ist nicht nur ein rein politischer Druck. Wir nehmen wahr, dass das Bewusstsein und die Nachfrage für ökologische Nachhaltigkeit und von Kunden zunehmend stärker wird – vor allem mit jüngeren Generationen. Ganz nach dem Motto: Ich habe eine gewisse Verantwortung für die Umwelt und die Generationen, die nach mir folgen.
Lars Sommerer
Neben privaten Konsum wie Kleidung, Ernährung etc., der bereits stark auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, wird auch der Bereich des Wohnens immer bedeutsamer. Sprich Bauherren können sich teils gesellschaftlichen Entwicklungen und politischen Regularien verwehren, aber am Ende wird der Druck durch Endkunden die entscheidende Veränderung anstoßen. Sprich mit dem Druck von oben und von untern wird sich was in der Baubranche tun.
Nun zu meiner letzten Frage: Ihr seid bei diesem Wandel nicht nur von Anfang an dabei, sondern auch mitten drin! Wie gestaltet sich eine technologische Partnerschaft mit BIMsystems? Und was sind die größten Vorteile einer solchen Partnerschaft mit einem etablierten Player?
Gregor Müller
Bei uns gibt es Partnerschaften in unterschiedlichen Bereichen. Zum Einen gehen wir Entwicklungspartnerschaften mit Planungsbüros, Generalunternehmen und Projektentwicklungen ein. Hier arbeiten wir stark an der Praxis orientiert, wie ein Gebäude anforderungsgerecht auf Datenebene beschrieben werden muss.
An dieser Stelle es für uns sehr interessant, eine gewisse „Reibung“ zu erfahren. Reibung im Sinne von Prüfung, ob das Datenmodell so in der Praxis funktioniert – für Deutschland, Österreich und künftig auch Schweiz. Wir benötigen Feedback, was funktioniert und auch was nicht funktioniert, um es zeitnah zu optimieren. Auf diese Weise nähern wir uns dem Idealzustand eines Informationsmanagements, das tatsächlich praxistauglich ist.
Herstellende und die Zulieferindustrie profitieren natürlich von diesen Erkenntnissen. Wir ermöglichen den produzierenden Unternehmen, ihre Produkte anforderungsgerecht in die Planungen der Märkte von Deutschland, Österreich und Schweiz einzubinden. Am Beispiel Türen muss so ein Herstellender das Produkt in unserem BIM-System nur einmal als BIM-Content einbinden, stellt aber das Produkt für die Märkte Deutschland, Österreich und perspektivisch Schweiz zur Verfügung, die jeweils den regionalen Anforderungen entsprechen. Die Verwaltung und Pflege kann der Herstellende aber zentral an einer Stelle – in unserem BIM-System – umsetzen.
Deswegen sind wir momentan sehr stark auf Partnerschaften mit Planungsbüros, Architekten, Fachplanern, Generalunternehmen, Bauherren und Projektentwickler fokussiert. Damit profitieren die Herstellenden von diesen Entwicklungen, da sie die Branchenanforderungen zur Verfügung gestellt bekommen und skalierbar die initiale Datenbereitstellung, Pflege und Aktualisierung bewerkstelligen.
Lars Sommerer
Super, das wars von meiner Seite. Gregor, ich danke dir vielmals. Ich möchte dich noch fragen: Hast du noch einen Wunsch für unsere Branche? Speziell für die Schweiz?
Gregor Müller
Mein Wunsch für die Branche ist, dass ein Verständnis entsteht „Alle kochen am Ende mit Wasser“ – wir alle bauen Gebäude! Es geht nicht darum zu glauben, dass jeder mit seinem BIM-Ansatz den Gral der Weisheit gefunden hat, da er auf eine gewisse Weise die Datenebene eines Gebäudes beschreibt. Vielmehr sollten das Wissen und die eigenen Standards in einer Community und für die unterschiedlichsten Beteiligten geteilt werde.
Der Wettbewerb entsteht hier nicht in der Transparenz! Vielmehr profitiert man im Austausch für die eigene Datenverarbeitung, die eigenen Prozesse, die Kooperationen mit Vertragspartnern etc. Ich wünsche mir, dass der Wille in der Branche stärker ist, das Grundwissen miteinander zu teilen. Und so nicht weiter die wichtigen Ressourcen in unterschiedlichen Unternehmen aufgrund der gleichen Herausforderungen zu verschwenden!
Lars Sommerer
Dass wir alle gemeinsam mehr erreichen und alle Branchenbeteiligte von BIM profitieren – und das mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Gregor Müller
Ja, genau. Perfekt.
Lars Sommerer
Ich danke dir für deine Insights, deine direkte und offene Art sowie deine Forderungen. Ich hoffe, dass wir durch diesen gemeinsamen Anstoß die Branche ein weiter voranbringen werden.
Gregor Müller
Vielen Dank.