22. July 2020

Lesedauer: 3.9 Min

Maria Müller

Die digitalisierte Planungsmethode BIM (Building Information Modelling) gehört zunehmend zum Arbeitsalltag von Architekten, Planern und Projektentwicklern. Mithilfe von digitalisierten Bauwerksdaten lässt sich ein virtuelles Gebäudemodell erstellen, das hohe Planungssicherheit bei einem geringen Koordinierungsaufwand für alle Parteien verspricht. Die gesamte Planung basiert auf einem kontinuierlichen Datentransfer mittels Kommunikationsserver. Ein absolutes Horrorszenario: der technische Totalausfall! Doch wie steht es eigentlich um den Versicherungsschutz innerhalb der BIM-Planung und wie können sich die Nutzer absichern?

Mit BIM auf der Überholspur in der digitalisierten Bauplanung! Doch bleibt dabei die Sicherheit auf der Strecke?

Die Entwicklungen der letzten Monate zeigt es stärker denn je: Die Digitalisierung ist unaufhaltsam und bietet zahlreichen Branchen neue Chancen einer effizienten, ortsunabhängigen und zeitsparenden Arbeitsweise. Für manche kaum vorstellbar, doch auch die Baubranche befindet sich bereits mitten im digitalen Umbruch. Stichwort: Building Information Modeling (deutsch: Bauwerksdatenmodellierung).

BIM beeinflusst den Bauprozess stärker denn je! Die Planungsmethode digitalisiert, sammelt und kombiniert Daten und Informationen während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Zeitaufwändige, kostenintensive und manuelle Datenpflege sowie veraltetes Produktdatenmanagement sind passé! Komplexe Abläufe und Informationen werden alle auf einem zentralen, virtuellen Datenmodell des Gebäudes verwaltet und verarbeitet. Dank dieser virtuellen Gebäudevisualisierung lassen sich zu jedem Zeitpunkt die aktuellen Bauschritte für alle beteiligten Gewerke nachvollziehen, einsehen und prüfen. Keine Wünsche bleiben mehr offen.

Doch wie steht es eigentlich um die Sicherheit der digitalisierten Planung und deren Daten?

BIM bildet einen zukunftsweisenden Weg für die Planung, Realisierung und Bewirtschaftung von Bauwerken!

Durch BIM ändern sich die Arbeitsprozesse grundlegend. Das Gebäudemodell ermöglicht nicht nur eine Automatisierung der Arbeitsprozesse, sondern zeitgleich eine kontinuierliche Zugänglichkeit für alle am Bauprojekt Beteiligten. Der sogenannte “digitale Zwilling” des Gebäudes ist um alle relevanten Informationen angereichert und bildet einen durchgängigen Planungsablauf. Dadurch befindet sich jeder an der Bauplanung Beteiligte auf einer gemeinsamen Informationsinsel und das während des gesamten Projektes.

Die Projektbeteiligten können unabhängig von Ort und Zeit auf das gemeinsame datenbankbasierte 3D-Modell in Realtime Kollaboration zugreifen, denn relevante Informationen und Daten werden für den Lebenszyklus eines Bauwerks konsistent erfasst und verwaltet. Die BIM-Planung macht das gesamte Bauverfahren effizienter und detaillierter – und das für alle am Bauvorhaben Beteiligte.

Was passiert, wenn mitten in der Bauplanung die Technik einen plötzlich im Stich lässt?

Wie steht es um den Versicherungsschutz in Zeiten der Digitalisierung der Baubranche?

Die BIM-Planung hat großes Potenzial Prozesse zu beschleunigen. Dabei sind organisatorische und personelle Veränderungen eine logische Folge. Bisherige Standards müssen angepasst werden und neue Techniken stehen auf der Tagesordnung.

Die BIM-Bauplanung verspricht mit ihrem Modell eine hohe Planungssicherheit zu einem geringen Koordinationsaufwand. Dabei werden große Mengen an digitalisierten Daten über einen Kommunikationsserver transportiert und bereitgestellt. Risiken sollten hierbei nicht blauäugig ausgeschlossen werden. Wie kann sich die Baubranche bspw. vor einem technischen Totalausfall des Servers oder vor Hackerangriffen schützen?

Mit Versicherungen lassen sich zwar nicht alle Risikobereiche abdecken, jedoch ist es ein guter Anfang sich auf der sicheren Seite zu bewegen. Falls das Horrorszenario von verloren gegangenen Daten bzw. dem verlorenen 3D-Gebäudemodell eintritt, können mit dem richtigen Versicherungsschutz wenigstens die anfallenden Kosten ein wenig abgedeckt werden. An eine fristgerechte Planung oder an die Kosteneinhaltung wäre in diesem Fall jedoch nicht mehr zu denken!

Der Vorteil in BIM liegt darin, dass sich Bauplaner “virtuell ausprobieren”. Damit sinkt laut Versicherungsanbieter schon einmal das Gesamtrisiko, denn Planungsstände lassen sich direkt einsehen und Kollisionsprüfungen frühzeitig erkennen. Nie zuvor war ein solcher Detaillierungsgrad in der Bauplanung wie durch BIM möglich. Zusätzlich begünstigen Kommunikationsoptimierungen innerhalb der Projektplanung den Planungsprozess. Somit wird BIM zukünftig mehr und mehr zum Standard.

Was die Risiken der einzelnen Beteiligten bei der BIM-Planung betrifft, schützt die Berufshaftpflichtversicherung Ingenieure und Architekten. Sie bietet einen Versicherungsschutz bei der Erstellung der Gebäude sowie deren möglichen Planungsschäden. Jedoch richtet sich die detaillierte Deckung an die individuellen Aufgabenbereiche des Einzelnen.

Die Berufshaftpflicht umfasst ebenso den Schutz des Kommunikationsserver, das Herzstück im Planungsprozess. Voraussetzung hierfür ist ein aktueller Stand der Sicherungstechnik. Auch die Verwendung der Bausoftware, die für die BIM-Planung notwendig ist, lässt sich versichern. Inwieweit dabei der Schutz beschädigter Daten oder deren Abhandenkommen inkludiert ist, hängt vom jeweiligen Anbieter ab.

Eine weitere Versicherungsmöglichkeit für Technik und Daten wäre eine klassische Elektroversicherung. Sie bietet Schutz für technisches und menschliches Versagen. Hierbei gilt es zu beachten, dass Leasinggerätewie auch elektronische Geräte und Anlagen mit eingeschlossen sein sollten. Schäden durch Bedienungsfehler, Kurzschlüsse oder auch Nässe können einen BIM-Planungsprozess ebenso zum Stopp führen und sind durch diese Versicherung mit abgeschlossen.

Eine Daten- und Softwareversicherung ist für alle BIM-Planer ratsam! Denn eine Datenversicherung leistet bei Datenverlust nach einem versicherten Sachschaden, also Beschädigung des Datenträgers. Bei versehentlicher Löschung der Daten wirkt die Softwareversicherung.

Bevor die Unterschrift auf einem Versicherungsabschluss landet, gilt es bekannterweise das Kleingedruckte zu lesen. Denn jeder Versicherungsschutz kommt auch irgendwann an seine Grenzen!